Bildstabilisiertes Fernglas 12x36 IS II

Canon 12x36 IS II

( 4 / 5 )

Haptik und Einblickverhalten:
Das Fernglas liegt sehr gut in der Hand. Der Schwerpunkt ist vielleicht etwas zu weit nach vorne verschoben, doch das empfinde ich nicht als störend oder problematisch. Als Nicht-Brillenträger ist auch das Einblickverhalten dank der weichen Gummiaugenmuscheln sehr angenehm. Das Fokussierrad ist zwar recht klein, aber auch leichtgängig und kann daher ohne Weiteres auch mit nur einem Finger bedient werden.

Optik:
Beim ersten Blick durch das Fernglas merkt man sofort, dass die Randschärfe sehr gut ist. Trotz des eher kleinen Sehfeldes habe ich nicht das Gefühl eines Tunnelblickes. Schärfe, Kontrast und Helligkeit sind auf hohem Niveau, kommen jedoch nicht ganz an mehrfach so teure Spitzenferngläser heran. Farbsäume sind an starken Hell-Dunkel-Kontrasten außerhalb der Bildmitte erkennbar, halten sich aber meiner Meinung nach in erträglichen Grenzen (muss jeder für sich selbst entscheiden).
Betätigt man den Stabilisierungsknopf (die Stabilisierung wirkt nur, wenn man den Knopf gedrückt hält) wird das Bild schnell ruhiger ohne erkennbar an Qualität einzubüßen und nach rund einer Sekunde sind alle kleineren Handzitterbewegungen verschwunden und ich kann allenfalls noch ein sanftes Schwanken feststellen. Stützt man zusätzlich die Arme auf, ist das Bild so ruhig wie auf einem Stativ. Meiner Meinung nach arbeitet die Stabilisierung hervorragend und kann den Genuss an der Beobachtung deutlich steigern. Gerade bei der Vogelbeobachtung und -bestimmung kann die Kombination aus 12-facher Vergrößerung und Bildstabilisierung gute Dienste leisten und mehr Details liefern als so manches 10x42 Spitzenfernglas namhafter Hersteller (zumindest unter Tageslichtbedingungen).
Die Batterien können auch durch Akkus ersetzt werden, die sehr lange halten; der Stromverbrauch ist sehr moderat.

Ausstattung & Sonstiges:
Die Aufbewahrungstasche ist eher schlicht und kaum gepolstert; sie erfüllt nur ihren ureigenen Zweck – mehr auch nicht.
Der Umhängegurt ist breit genug und für mich in Ordnung. Etwas unpraktisch ist, dass sich die Okularschutzdeckel nicht daran befestigen lassen und auch nicht miteinander verbunden sind, d.h. wenn man sie vor Benutzen des Fernglases entfernt, hat man immer zwei Deckelchen in der Hand.
Objektivschutzkappen sind leider nicht im Lieferumfang enthalten. Ich habe mir daher von einem anderen Hersteller Schutzkappen (eigentlich für Zielfernrohre) besorgt, die über die Objektive gestülpt und bei Bedarf aufgeklappt werden können – das funktioniert prima und ist auf jeden Fall sinnvoll.
Der Deckel des Batteriefachs ist nur schwach befestigt und daher sollte man hier etwas vorsichtig sein, v.a. wenn sich die Batterien/Akkus nicht leicht aus dem Fach entfernen lassen, wie es bei einigen meiner Akkus vorkam. Offenbar ist die Akkugröße nicht 100%-ig identisch und/oder das Fach so knapp bemessen, dass manche Akkus regelrecht mit dem Finger herausgepult werden müssen. Je nach Akku-Hersteller sind manche Akkus besser oder weniger gut geeignet. Vielleicht hatte ich auch nur mit meinen ersten Akkus Pech; jedenfalls habe ich mittlerweile welche, die sich problemlos einsetzen und herausholen lassen, so dass dies generell kein Problem darstellen sollte.


Fazit:
Das Fernglas ist zur Vogelbestimmung bei trockenem Wetter sehr gut zu gebrauchen. Auch sonst liefert es sehr viel Freude und die Bildstabilisierung bringt deutliche Vorteile. Die reinen Optik-Parameter sind zwar nicht ganz auf allerhöchstem Niveau, doch das kann man in dieser Preisklasse auch nicht erwarten.
Die fehlende Wasserdichtigkeit und die Situation mit den Schutzdeckeln mindert die universelle Einsetzbarkeit. Dennoch halte ich das Gesamtpaket dieses Fernglases – kompakte Größe, geringes Gewicht, 12-fache Vergrößerung, sehr gute Optik mit Bildstabilisierung – derzeit für konkurrenzlos gut. Gerade diese Eigenschaften erlauben in der Praxis Beobachtungsmöglichkeiten wie mit keinem anderen (einzelnen!) Fernglas.