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Praxis

In 7 einfachen Schritten zum ersten Astrofoto mit der MiniTrack

Braucht man für ein großartiges Astrofoto viel Erfahrung, eine teure Montierung oder eine komplett ausgestattete Sternwarte?

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Für viele ist die Astrofotografie ein hoher Berg mit kantigen Felsen, tiefen Schluchten und schwierigen Kletterrouten. Erst wer oben angekommen ist, wird mit Erkenntnis und glitzernden Bergkristallen belohnt ­­­– sprich mit schönen Astrofotos.

Kann man nicht einfach in die Seilbahn steigen und zum Gipfel fahren? Aber natürlich! In diesem Artikel erfahren Sie

  • wie Astrofotografie auch ohne viel Aufwand gelingen kann
  • wie Sie Schritt für Schritt zu Ihren ersten Aufnahmen kommen, auch wenn Sie noch Einsteiger sind
  • welche Ausrüstung Sie genau dafür brauchen

Loslegen ist die einzige Hürde, alles andere ergibt sich von selbst.

Die Milchstraße im Sternbild Adler über dem Plansee. Belichtung 50x60 Sekunden bei ISO 1.200, links im Bild Jupiter. Foto: Marcus Schenk Die Milchstraße im Sternbild Adler über dem Plansee. Belichtung 50x60 Sekunden bei ISO 1.200, links im Bild Jupiter. Foto: Marcus Schenk

Was ist Nightscape-Fotografie?

Astrofotografie ist nicht immer einfach. Der klassische Weg über große Montierungen und Spezial-Astrokameras kann technisch und zeitlich aufwändig sein. Das erfordert Erfahrung.

Doch darum soll es hier nicht gehen. Hier geht es um Astrofotografie in einfachen Schritten, aber mit schönen Ergebnissen. Wie kann das gelingen? Mit der Nightscape-Fotografie! Darunter versteht man die Fotografie des Sternenhimmels mit Weitwinkel- und Normalobjektiven, ohne Teleskop. Statt lichtschwacher Nebel und Galaxien fotografieren Sie Sternbilder und die Milchstraße. Besonders ästhetisch sieht es aus, wenn auf dem Foto eine Kombination von Sternenhimmel und Landschaft zu sehen ist.

Fotomontierung oder stehende Kamera?

Geht das mit einer fest auf einem Stativ montierten Kamera? Im Prinzip ja, doch mit Einschränkungen. Der Vorteil: Die Fotografie mit stehender Kamera ist einfach, außer Kamera und Stativ brauchen Sie keine weitere Ausrüstung. Der Nachteil: Sie müssen bei kleinen Brennweiten und kurzen Belichtungszeiten bis etwa 15 Sekunden bleiben. Das reicht oft nicht aus, um eine schöne Milchstraße und Deep-Sky-Objekte abzubilden.

Eine Fotomontierung (auch Astrotracker genannt) führt Ihre Kamera der Bewegung der Sterne nach. Und das ist nicht wenig, denn in einer Stunde wandert ein Stern 15 Grad oder 30 Vollmonddurchmesser über den Himmel. Mit einem Astrotracker sind Belichtungszeiten bis zu mehreren Minuten möglich. Auf dem Foto bleibt der Stern punktförmig, und der Kamera bleibt Zeit Licht zu sammeln und so mehr Objekttiefe auf dem Foto abzubilden.

Fotomontierung oder stehende Kamera?

Der Drive für die Sterne: Die MiniTrack-Familie

Die MiniTrack-Fotomontierung ist der ideale Einstieg in die Astrofotografie mit Nachführung. Man muss nicht Harry Potter heißen, um den MiniTrack-Zauberstab zu schwingen. Das ist auch etwas für Muggels – also für die Noch-Nicht-Profis in der Astrofotografie.

Auf der MiniTrack-Facebook-Gruppe tauschen fast 4000 MiniTrack-Fans ihre Fotos aus. Fakt ist: Ein schönes Motiv jagt das andere. Woran liegt das? An der fast schon intuitiv einfachen Handhabung und der zuverlässigen Mechanik.

Die MiniTrack ist

  • preisgünstig und robust
  • schnell aufgebaut und einfach zu bedienen
  • vollmechanisch und funktioniert ohne Batterien
  • reisetauglich, leicht und passt in jeden Rucksack
  • auch für Einsteiger, visuelle Beobachter und am Sternenhimmel interessierte reizvoll

Was wollen Sie fotografieren?

Der Himmel sollte klar sein. Das klingt banal, ist aber tatsächlich wichtig. Selbst dünne Wolkenschleier können eine Aufnahme misslingen lassen. Außerdem kann es später Probleme beim automatischen Verarbeiten von mehreren Aufnahmen geben. Achten Sie also auf einen klaren Himmel und möglichst wenig Streulicht in der Umgebung.

Welchen Himmelsausschnitt wollen Sie fotografieren? Machen Sie sich darüber am besten schon vor der Aufnahme Gedanken. Im Sommer sieht das Band der Milchstraße fantastisch aus, dazu sollten Sie einen Beobachtungsort mit einer guten Horizontsicht nach Süden wählen. Im Winter ist das Gebiet um das Sternbild Orion eine reizvolle Region.

Das Sternbild Kassiopeia. Unbearbeitete Einzelaufnahme mit 30 Sekunden Belichtung bei ISO 800. Der Doppelhaufen h & chi, die Andromeda-Galaxie und viele weitere Deep-Sky-Objekte sind sichtbar. Foto: Marcus Schenk Das Sternbild Kassiopeia. Unbearbeitete Einzelaufnahme mit 30 Sekunden Belichtung bei ISO 800. Der Doppelhaufen h & chi, die Andromeda-Galaxie und viele weitere Deep-Sky-Objekte sind sichtbar. Foto: Marcus Schenk

Alles dabei?

Lieben Sie Listen? Ganz gleich was Sie sagen: Eine Checkliste mit Haken - auch wenn es nur gedankliche Haken sind - ist wichtig bevor Sie starten. Ich kann mich an einen Beobachtungsabend erinnern, an dem ich die Hälfte des Materials vergaß, weil ich vorher nicht genug Zeit hatte alles vorzubereiten. Legen Sie das Material bereit, bevor Sie es einpacken – so behalten Sie die Übersicht.

Checkliste für die Nacht:

  • Kamera mit Objektiv, SD-Karte und geladenem Akku
  • Kabelauslöser (wenn Sie nicht den Selbstauslöser der Kamera nutzen wollen)
  • Kugelkopf für die Montage der Kamera auf der MiniTrack
  • MiniTrack mit Peilrohr oder optischem Polsucher
  • Videoneiger oder Polhöhenwiege für die Montage der MiniTrack auf dem Stativ
  • Stativ, wenn möglich mit Libelle
  • Rotlichtlampe
  • Kleine Prismenschiene und Innensechskantschlüssel (nur für Polhöhenwiege)
  • Polsucherbeleuchtung (nur für optischen Sucher)

Jetzt geht es hinaus in die Nacht, die Sterne warten schon.

1. Schritt: Stativ aufstellen

Am Beobachtungsplatz angekommen und alles ausgepackt? Super. Am besten Sie bauen Ihr Equipment das erste Mal in aller Ruhe in der Dämmerung auf, solange Sie noch genug von Ihrer Umgebung sehen.

Finden Sie einen festen und ebenen Aufstellplatz für Ihr Stativ. Ziehen Sie es so weit aus, dass Sie bequem von unten in den Polsucher blicken können. Schließlich wollen Sie nicht den Regenwürmern guten Abend sagen, sondern den Sternenhimmel fotografieren.

1. Schritt: Stativ aufstellen

2. Schritt: Videoneiger oder Polhöhenwiege aufsetzen

Montieren Sie Videoneiger oder Polhöhenwiege. Das geht ganz einfach über das vorhandene 3/8 Zoll Gewinde. Haben Sie eine integrierte Dosenlibelle am Stativ oder Neiger? Damit bringen Sie das Stativ ganz easy ins Wasser und profitieren von besser nachgeführten Aufnahmen.

2. Schritt: Videoneiger oder Polhöhenwiege aufsetzen

3. Schritt: MiniTrack und Kamera montieren

Nun kommt das Herzstück des heutigen Abends: die MiniTrack. Setzen Sie den Astrotracker auf den Videoneiger oder die Polhöhenwiege. Dazu verbinden Sie die Schnellwechselplatte des Videoneigers oder die kleine Prismenschiene der Polhöhenwiege mit dem rückseitigen 1/4 Zoll Gewinde der MiniTrack. Die Kamera befestigen Sie anschließend per Schnellwechselplatte auf dem Kugelkopf der MiniTrack.

Setzen Sie den Polsucher oder das Peilrohr ein. Falls Sie die Omegon Polsucherbeleuchtung benutzen, ist jetzt ein guter Zeitpunkt für die Montage.

3. Schritt: MiniTrack und Kamera montieren

4. Schritt: MiniTrack einnorden

Haben Sie die MiniTrack schon nach Norden ausgerichtet? Wenn alles korrekt ist, zeigen Peilrohr oder Polsucher zum Himmelspol.

Einnorden mit Peilrohr

Blicken Sie durch das Peilrohr: wenn der Polarstern zu sehen ist, dann sind nur feine Korrekturen notwendig. Wenn nicht, dann müssen Sie die Montierung nochmal grob ausrichten. Für kürzere Belichtungen reicht es aus, wenn Sie den Polarstern im Peilrohr sehen.

Für längere Belichtungen geht es noch besser: Stellen Sie die Montierung so ein, dass der Polarstern am Rand des Gesichtsfelds im Peilrohr liegt – dem Stern Kochab im Kleinen Wagen gegenüber. Die Skizze zeigt, wie es aussehen soll.

4. Schritt: MiniTrack einnorden

Einnorden mit Polsucher

Ich benutze gerne eine Polsucher-App, die Ihnen die aktuelle Position von Pol und Polarstern anzeigt. Entsprechende Apps gibt es im Play oder App Store. Drehen Sie den Polsucher in der Halterung so lange, bis der Anblick im Polsucher mit der Darstellung in der App übereinstimmt. Jetzt kommt die Feineinstellung: Korrigieren Sie Azimut und Höhe, bis der Polarstern im kleinen Kreis des Polsuchers zu sehen ist.

Tipp: Montieren Sie die Kamera, bevor Sie die MiniTrack einnorden. Falls die Kamera den Weg zum Polarstern versperren sollte, drehen Sie den Body mit dem Kugelkopf etwas zur Seite.

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5. Schritt: Kamera scharfstellen

Richten Sie Ihre Kamera auf einen hellen Stern oder einen Planeten. Wählen Sie eine hohe ISO-Einstellung und eine kurze Belichtungszeit. Die Aufnahme muss nicht gut sein, es geht nur darum, die optimale Schärfe zu finden.

Benutzen Sie dazu die Zoomlupe an der Kamera und drehen Sie am Objektiv (manuelle Fokuseinstellung), bis der Stern nadelförmig aussieht. Machen Sie ein erstes Foto und zoomen Sie in das Bild. Ist der Stern scharf? Wenn nicht, probieren Sie so lange, bis Sie zufrieden sind.

Checkliste: Das sind die richtigen Kameraeinstellungen:

  • ISO: 400-1000
  • Blende komplett geöffnet
  • Belichtungszeit: ca. 15-60 Sekunden
  • Weißabgleich Tageslicht
  • Beste Bildqualität, evtl. unkomprimiertes RAW-Format
5. Schritt: Kamera scharfstellen

6. Schritt: MiniTrack aufziehen und ausrichten, Testaufnahme

Ziehen Sie die MiniTrack auf und richten Sie die Kamera auf Ihre Aufnahmeregion. Machen Sie ein Testfoto, wenn Sie noch nicht sicher sind, ob sich das Objekt im Bildfeld befindet. Um das zu beurteilen, reicht meist eine kurze Belichtungszeit von etwa 2-3 Sekunden. Jetzt können Sie die Position der Kamera noch anpassen.

Alles gut ausgerichtet? Perfekt! Dann kann es losgehen.

6. Schritt: MiniTrack aufziehen und ausrichten, Testaufnahme

7. Schritt: Aufnahme oder Serie starten

In der Praxis sind Sie schneller an Punkt 7 angelangt als Sie glauben. Überprüfen Sie noch einmal die richtigen Kameraeinstellungen.

Die feinen Sterne auf einem Astrofoto zeigen jeden Wackler gnadenlos an. Haben Sie einen Fernauslöser dabei? Falls nicht, kein Problem. Dann nutzen Sie den Selbstauslöser Ihrer Kamera. So hat das Stativ Zeit, auszuschwingen.

Klick, das erste Foto ist im Kasten. Sieht schon mal nicht schlecht aus. Spielen Sie ein wenig mit Bildausschnitt (wenn Sie ein Zoom-Objektiv besitzen) und Belichtungszeit.

Geht das auch noch besser? Wenn Sie mehrere Aufnahmen kombinieren, sehen Sie zunehmend mehr Details. Mit einer kostenlosen Software können Sie die Einzelbilder am Computer zu einem Foto zusammenfügen.

Für den Anfang können Sie es mit einer Serie von etwa 20 Bildern mit 30-40 Sekunden Belichtungszeit probieren. Mit einem programmierbaren Kabelauslöser können Sie die ganze Aufnahmeserie voreinstellen. Alles was Sie tun müssen, ist den Startknopf zu drücken und abzuwarten.

Tipp: Wenn Sie eine Astroaufnahme mit der Landschaft kombinieren wollen, dann nehmen Sie das Landschaftsbild einmal separat und unabhängig von der MiniTrack auf. 

Die Aufnahmen sind da – und jetzt?

Na, haben Sie sich die Nacht um die Ohren geschlagen? Bestimmt haben Sie schon mal einen Blick auf die Bilder riskiert. Erstaunlich, was alles zu sehen ist, finden Sie nicht?

Mit der MiniTrack sind in kurzer Zeit schöne Ergebnisse möglich. Das erste Foto wird aber vermutlich (noch) nicht perfekt sein und das muss es auch nicht. Sagen wir so: Der Weg ist das Ziel und Stonehenge wurde auch nicht an einem Tag erbaut. Der nächste Schritt ist die Verarbeitung Ihrer Bilder mit einem Stacking-Programm, wie Deep-Sky-Stacker oder andere.

Seien Sie stolz, was Sie in einer oder wenigen Nächten schon geschafft haben. Und legen Sie einfach mit Spaß los.

Sommermilchstraße im Sternbild Schwan mit zahllosen Deep-Sky-Objekten. Belichtung 50x60 Sekunden, Stacking mit Sequator und Bildbearbeitung mit Adobe Photoshop. Foto: Marcus Schenk und Sebastian Brummer Sommermilchstraße im Sternbild Schwan mit zahllosen Deep-Sky-Objekten. Belichtung 50x60 Sekunden, Stacking mit Sequator und Bildbearbeitung mit Adobe Photoshop. Foto: Marcus Schenk und Sebastian Brummer

Welches ist die richtige MiniTrack für Sie?

Die MiniTrack-Montierung gibt es in drei Versionen:

  • MiniTrack Essentials: Die günstigste MiniTrack mit 3 Kilogramm Tragkraft und Peilrohr, mit dem Sie die Montierung grob einnorden können
  • MiniTrack LX3: Die MiniTrack für alle mit 3 Kilogramm Tragkraft und optischem Polsucher für eine präzise Ausrichtung auf den Himmelsnordpol
  • MiniTrack LX Quattro: Die beste MiniTrack mit 4 Kilogramm Tragkraft, präzisen Nadellagern und der Möglichkeit, die Montierung auf der nördlichen und südlichen Hemisphäre zu verwenden

Autor: Marcus Schenk

Marcus ist Sterngucker, Content Creator und Buchautor. Seit 2006 hilft er Menschen, das richtige Teleskop zu finden - heute über Texte und Videos. In seinem Buch "Mein Weg zu den Sternen für dummies Junior" zeigt er jungen und junggebliebenen Leuten, was sie am Himmel entdecken können. 

Als Kaffee-Junkie hätte er am liebsten seine Siebträger-Espressomaschine auch unter dem Sternenhimmel dabei.