Ein "Pacman" am Himmel
Eine Fülle von Details macht den 1881 von dem US-Astronomen Barnard entdeckten kleinen Gasnebel zu einem Top-Ziel für Deep-Sky-Liebhaber.
Der amerikanische Astronom Edward Emerson Barnard stieß am 26. November 1881 auf einen kleinen Gasnebel im Sternbild Kassiopeia. Eigentlich war er auf der Suche nach Kometen, für deren Entdeckung ein Preisgeld von 200 Dollar ausgesetzt war, was einem heutigen Wert von 4400 Dollar entspricht. Seine Entdeckung beschrieb er als schwachen, diffusen und nicht mehr als zehn Bogenminuten großen Nebel. Dieser erhielt die Bezeichnung NGC 281, der zentrale Sternhaufen die Katalognummer IC 5090.
Gefräßiger Nebel
NGC 281 ist ein typischer Emissionsnebel, wobei die Nebelmaterie – meist Wasserstoff – durch einen oder mehrere sehr heiße Sterne zum Leuchten angeregt wird. Im Zentrum des rund 9500 Lichtjahre entfernten Nebels steht der Mehrfachstern HD 5005. Er ist das hellste (rund 7,m8) und zugleich heißeste Mitglied des Sternhaufens, weshalb er mit seiner energiereichen UV-Strahlung für den größten Teil der Ionisation der umliegenden Wasserstoffregion sorgt.
Im Idealfall erscheint ein solches Gebiet kugelförmig, mit der Energiequelle im Zentrum. Bei NGC 281 wird jedoch etwa ein Viertel des Nebels von vorgelagerten Staubwolken verdeckt. Dadurch entsteht eine besondere Form, die sowohl fotografisch als auch visuell auffällt, bei der sich die Himmelsbeobachter der 1980er Jahre an eine berühmte Computerspiel-Figur erinnert fühlten. So kam das kleine Objekt zu dem heute oft gebrauchten Beinamen Pacman-Nebel. Und es sieht tatsächlich so aus, als ob der gefräßige Nebel nach der Staubwolke schnappt.
Mehrfachsystem im Zentrum
Nahe von Kassiopeias hellstem Stern, α Cas, ist NGC 281 leicht zu finden. Unter einem dunklen Himmel kann er mit wenig Öffnung und sogar schon mit einem Fernglas als schwacher Nebelhauch um den hellen Zentralstern gesichtet werden. HD 5005 ist ein herausfordernder Mehrfachstern aus vier Sonnen; die schwierigste Komponente hat lediglich 1,4" Abstand. Mittlere Teleskopöffnungen und der Einsatz eines Nebelfilters zeigen schließlich die typische Pacman-Form: Neben dem auffälligen Nebelteil wird noch ein schwächerer sichtbar, wodurch erst der keilartige Einschnitt der vorgelagerten Staubwolke deutlich wird.
Schwierig aber reizvoll ist zudem eine kleine und kompakte Dunkelwolke direkt nördlich des Zentralsterns. Mit größeren Optiken ab 8 Zoll kann ein Sichtungsversuch gewagt werden.
Autor: Nico Schmidt / Lizenz: Oculum-Verlag GmbH