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Praxis

Leckerbissen zu Vollmond

Der Vollmond zeigt Strahlen ­– und für das hellste und ausgedehnteste System genügt ein Fernglas.

Tycho findet man im Süden des Mondes und Reiner Gamma nahe des westlichen Mondrandes.
Mario Weigand Tycho findet man im Süden des Mondes und Reiner Gamma nahe des westlichen Mondrandes. Mario Weigand

Vollmondzeit – für die meisten Beobachter eine trübe Zeit: Deep-Sky-Beobachtungen sind aufgrund des hellen Mondes nur sehr eingeschränkt möglich und der Mond selbst zeigt bei hohem Sonnenstand keinen Schattenwurf. Doch Trübsinn muss jetzt keiner blasen: Denn gerade zu Vollmond sind auf der Mondoberfläche einige Strukturen besonders gut erkennbar.

Das größte Strahlensystem

Ausgehend vom 86km großen Krater Tycho verlaufen hunderte feiner "Strahlenfäden".
Mario Weigand Ausgehend vom 86km großen Krater Tycho verlaufen hunderte feiner "Strahlenfäden". Mario Weigand

Für die erste visuelle Annäherung an das hellste und ausgedehnteste Strahlensystem des Mondes genügt ein Fernglas. Vom 86km großen Krater Tycho ausgehend verlaufen Hunderte feiner "Strahlenfäden". Sieben bis acht einzelne Strahlen heben sich deutlich heraus. Bei genauer Betrachtung ist zu erkennen, dass ausgeprägte Strahlen im südwestlichen Sektor fehlen. Das ist ein eindeutiges Indiz dafür, dass es sich um einen Einschlag aus flachem Winkel handelt, bei dem das Auswurfmaterial in eine bevorzugte Richtung geschleudert wurde. Ebenso zeigen nicht alle Strahlen auf das Zentrum von Tycho, sondern erscheinen leicht versetzt. Ein solches Auswurfmuster wird von Impaktoren erzeugt, die in einem Winkel von weniger als 45 Grad auf die Mondoberfläche treffen – im Falle Tychos war es ein aus westlicher Richtung kommender Meteorit mit vermutlich acht bis zehn Kilometern Durchmesser. Der Einschlag hat nach heutiger Einschätzung vor nur etwa 100 Millionen Jahren stattgefunden.

Ein Wirbel auf dem Mond

Zeichnung: Zentraler Bereich von Reiner Gamma bei hoher Vergrößerung und ruhiger Luft. L. Spix Zeichnung: Zentraler Bereich von Reiner Gamma bei hoher Vergrößerung und ruhiger Luft. L. Spix

"Swirls" – frei übersetzt Wirbel – sind sehr seltene Strukturen der Mondoberfläche. Die sichtbare Mondseite zeigt nur ein ausgeprägtes Exemplar: Reiner Gamma im Oceanus Procellarum (Ozean der Stürme). Die Entstehung der hellen Wirbel ist nicht geklärt. Als Ursache werden Kometeneinschläge, Mikrometeoriten und elektrostatische Effekte diskutiert. Gesichert ist nur die Tatsache, dass es sich bei Reiner Gamma auch um einen Ort mit verstärktem Magnetfeld handelt. Der zentrale Bereich von Reiner Gamma hat eine Ausdehnung von etwa 35km und ist als kaulquappenförmige Aufhellung auf der dunklen Oberfläche des Oceanus Procellarum sichtbar. Bei ruhiger und klarer Luft sind schweifartigen Verwirbelungen gut erkennbar. Feine Ausläufer verlaufen bogenförmig etwa 200km nach Süden und in nördlicher Richtung bis in einer Entfernung von etwa 235km.

Beste Sichtbarkeit bei Vollmond

Mond Spaziergang Vollmond Vollbild

Autor: Lambert Spix / Lizenz: Oculum-Verlag GmbH