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Stippvisite bei den Philosophen

Sechs Tagen nach Neumond dominieren zwei auffällige Einschläge das Gebiet zwischen Mare Frigoris und Mare Serenitatis.

Das Kraterpaar Aristoteles und Eudoxus befindet sich zwischen dem Meer der Kälte und dem Meer der Heiterkeit. NASA/GSFC/Arizona State University Das Kraterpaar Aristoteles und Eudoxus befindet sich zwischen dem Meer der Kälte und dem Meer der Heiterkeit. NASA/GSFC/Arizona State University
Beide Krater sind gut erhalten. NASA/GSFC/Arizona State University Beide Krater sind gut erhalten. NASA/GSFC/Arizona State University

Bei einem Mondalter von sechs Tagen nach Neumond dominieren zwei auffällige Einschläge das Gebiet zwischen Mare Frigoris (Meer der Kälte) im Norden und Mare Serenitatis (Meer der Heiterkeit) im Süden. Die beiden griechischen Philosophen Aristoteles und Eudoxus sind die Namenspaten des attraktiven Kraterpaares und bei dieser Beleuchtungssituation ziehen die Einschläge den Blick geradezu auf sich.

Typisch Ringgebirge

Aristoteles ist ein typisches Ringgebirge und dem Prototypen dieser Kraterklasse Copernicus (vgl. Abenteuer Astronomie Ausgabe 1) sehr ähnlich. Auch seine Größe von 87km und seine Tiefe von 3500m entsprechen in etwa den Ausmaßen von Copernicus. Anders als bei diesem fehlt jedoch ein ausgeprägtes Zentralgebirge und so ragen nur zwei kleine Gipfelspitzen aus dem mit Lava überfluteten Kratergrund. Der 30km große Krater Mitchell liegt direkt am östlichen Wall von Aristoteles, so dass die beiden Einschläge ein weiteres bemerkenswertes Pärchen bilden.

Bei genauer Beobachtung wird deutlich, dass der kleinere Krater Mitchell vom größeren Aristoteles überlagert ist. Die charakteristischen terrassenförmigen Stufen sind am Ostwall von Aristoteles erkennbar, während die Westseite steiler in den Krater fällt und weniger strukturiert erscheint. Beim genaueren Blick in die direkte Umgebung des Ringgebirges zeigen sich etliche radial angeordnete Furchen aus Impaktmaterial, hauptsächlich in Richtung des Mare Frigoris. Dort kann bei ruhiger Luft eine filigrane Kraterkette aus sehr kleinen Einschlägen gesichtet werden, die eine praktisch ununterbrochene schmale Linie in Richtung Nordwesten bilden, genau auf die Überreste eines namenlosen Geisterkraters zu.

Hügel statt Berge

Zeichnung von Aristoteles und Mitchell durch ein Teleskop mit 400mm Öffnung, Vergrößerung 385×. In einem Teleskop mit dieser Öffnung zeigen beide Krater enorm viele Details. Serge Vieillard Zeichnung von Aristoteles und Mitchell durch ein Teleskop mit 400mm Öffnung, Vergrößerung 385×. In einem Teleskop mit dieser Öffnung zeigen beide Krater enorm viele Details. Serge Vieillard

Etwa 100km südlich von Aristoteles gelegen findet sich mitten in einer von kleinen Hügeln und Bergen geprägten Hochlandregion das 67km große Ringgebirge Eudoxus. Auch dieser Krater zeigt wie sein "Kollege" Aristoteles mit Wallhängen und einem weitgehend ebenen Boden die kennzeichnenden Merkmale eines Ringgebirges. Aber auch hier fehlt ein ausgeprägtes Zentralgebirge. Stattdessen findet sich im Zentrum eine dichte Ansammlung von Hügeln unterschiedlicher Größe.

Der Untergrund dieser Hochlandregion besteht aus Auswurfmaterial des Mare Imbrium (Regenmeer). Möglicherweise verhinderte dieses weniger dichte Gestein ein starkes Zurückfedern des Bodens nach dem Einschlag und damit die Entstehung eines hohen Zentralgebirges.

Beste Sichtbarkeit 6 oder 19 Tage nach Neumond

Autor: Lambert Spix / Lizenz: Oculum-Verlag GmbH