Alles klar?
Keine Wolken am Himmel, das sieht schon mal gut aus. Warum Transparenz zählt und was es mit dem "Seeing" auf sich hat.
Ein wolkenloser Himmel ist nicht alles
Für den Hobby-Astronomen gibt es nichts Schöneres als klares Wetter. Das bedeutet in erster Linie einen wolkenlosen Himmel. Aber was heißt eigentlich klar – und gibt es noch andere Faktoren, die die Himmelsqualität beeinflussen?
Der wolkenlose Himmel ist natürlich die Voraussetzung dafür, dass der Himmel den Blick auf die ersehnten Sterne freigibt. Doch auch unsichtbarer Staub und Feuchtigkeit in der Luft streuen das Licht und lassen den Himmel trübe und dunstig erscheinen, der Himmelshintergrund wird heller. Es ist also nicht immer wirklich klar. Diese Himmelsqualität wird als Durchsicht oder Transparenz bezeichnet. Und diese ist nur bei bestimmten Wetterlagen gut.
Guter Durchblick
Mit klarer Luft ist in der Regel nach dem Durchzug eines Regengebietes zu rechnen. Wind, Regen und die trockenere Luft hinter einer Kaltfront beseitigen in der Regel Staub, Dunst und Luftfeuchtigkeit in der Atmosphäre. Dann ist eine günstige Zeit für die Beobachtung lichtschwacher Objekte wie Nebel oder Galaxien, die bei guter Transparenz kontraststärker erscheinen und nicht in der erhöhten Helligkeit des Himmelhintergrundes "ertrinken". Bei einer Schönwetterperiode im Sommer sind die ersten Nächte meistens noch sehr klar. Danach sammelt sich oft von Tag zu Tag wieder Staub in der trockenen Atmosphäre an.
Anzeichen für eine gute Transparenz:
• der Himmel erscheint tagsüber bis in Horizontnähe blau und nicht weißlich aufgehellt
• der Sonnenuntergang ist eher unscheinbar, mit gelblich-weißer Sonne
• Kondensstreifen von Flugzeugen lösen sich innerhalb von Minuten auf
Unruhe bei Nacht
Ein weiterer großer Faktor für die Qualität einer Beobachtungsnacht sind Turbulenzen in der Atmosphäre. Unter dem Begriff Seeing wird das Maß der Bildunschärfe durch atmosphärische Störungen bei der Beobachtung von Himmelsobjekten bezeichnet. Verantwortlich sind großräumige Luftschichten, aber auch kleinräumige Luftblasen verschiedener Temperatur, die zu unterschiedlicher Brechung der aus dem Weltall eintretenden Lichtstrahlen führen. Bei sehr unruhiger Luft wabert dann das Abbild eines Sterns oder Planeten im Teleskop hin und her und ist kaum mehr scharf zu erkennen.
Das Wetter macht´s
Wie bei der Transparenz kann das Wettergeschehen das Seeing beeinflussen. Besonders in Rückfrontenlage nach Durchzug eines Regengebietes ist die Luft häufig auch stark turbulent. Auch lässt kräftiger Wind generell ein schlechteres Seeing erwarten. Am Himmel macht sich dies durch ein starkes Funkeln der Sterne bemerkbar. Diese sogenannte Szintillation kann ein Anzeiger für große Luftunruhe sein. Wenn auch Sterne flackern, die mehr als 45° über dem Horizont stehen, ist meist mit sehr schlechtem Seeing zu rechnen. Generell ist nahe dem Horizont das Seeing schlechter als im Zenit. Bei leichtem Nebel oder Hochnebel ist dagegen mit gutem Seeing zu rechnen, da die Luftschichtung dann oft sehr stabil ist. Jetzt ist eine gute Nacht für die Beobachtung von Mond und Planeten und es ist möglich, hohe Vergrößerungen einzusetzen.
Anzeichen für eine gutes Seeing:
• wenig Wind oder Windstille
• keine Szintillation der Sterne in größerer Höhe über dem Horizont
• stabile Wetterlagen mit Hochdruck während des Sommers und im Winter, besonders in etwas nebligen Nächten
Autor: Lambert Spix / Lizenz: Oculum-Verlag GmbH