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Praxis

Mit dem Zweiten sieht man besser

Es muss kein Teleskop sein: Beidäugig lässt sich entspannt beobachten, und manche Objekte zeigen erst im Fernglas ihre wahre Pracht.

Ein besonders beeindruckender Sternhaufen im Fernglas sind die Plejaden. Rudi Dobesberger Ein besonders beeindruckender Sternhaufen im Fernglas sind die Plejaden. Rudi Dobesberger

Das Fernglas als Einsteigerinstrument

Manchmal muss der Aufwand gar nicht so groß sein, um in ein Hobby einzusteigen. Zum Beispiel lässt sich die Himmelsbeobachtung wunderbar auch mit kleinen Instrumenten betreiben. Ein solches Teleskop im Kleinstformat ist das Fernglas.

Das Fernglas als Einsteigerinstrument ist ein ernstzunehmendes Beobachtungsmittel. Es zeigt viele spannende Deep-Sky-Objekte wie offene Sternhaufen, Kugelsternhaufen, Nebel und Galaxien. Ebenfalls ist die Beobachtung von Sonnenflecken, dem Mond und von Kometen möglich. Das Fernglas wird dabei so manches Objekt aufgrund seines großen Sehfelds und der empfundenen Dreidimensionalität des Bildes eindrücklicher darstellen als das "einäugige" Teleskop. Für den Einsteiger ist es außerdem eine gute Lernhilfe zum ersten Auffinden von Deep-Sky-Objekten.

Maximale Freiheit

Ein weiterer Vorteil gegenüber dem Teleskop ist, dass der Beobachter praktisch keinen Aufwand für die Beobachtung hat. Ein Standard-Fernglas mit 40mm oder 50mm Öffnung kann man überall dabeihaben, ist aus dem Stegreif einsatzbereit, intuitiv zu bedienen und lässt dem Benutzer maximale Beobachtungsfreiheit, ob man nun im Liegen, im Sitzen oder im Stehen beobachten möchte. Darüber hinaus lässt sich das Fernglas einfach auch für Natur- und Tierbeobachtungen verwenden.

Praxistipp

Vorteile des Fernglases

Sehfeld

Das Sehfeld eines typischen Fernglases übertrifft das eines Einsteigerteleskops um das Mehrfache an Durchmesser. Himmelsobjekte lassen sich damit leichter auffinden und ausgedehnte Deep-Sky-Objekte sind erst im Ganzen überschaubar.

Beidäugiges sehen

Das beidäugige Sehen mit einem Fernglas ist wesentlich entspannter als der "einäugige" Blick durch ein Teleskop, der Bildeindruck erscheint dem Betrachter dreidimensional. Darüber hinaus erhöht sich die Wahrnehmung lichtschwacher Objekte in der Dämmerung und feiner Details, da die menschlichen Augen die höchste Kontrastwahrnehmung und Sehschärfe im Zusammenspiel beider Augen erreichen.

Handhabung

Ein übliches Fernglas ist leicht und handlich. Es kann einfach auf Reisen mitgenommen, auf Wanderungen in den Rucksack gepackt und z. B. im Handschuhfach des Autos verstaut werden. Für die Beobachtung ist es quasi sofort einsatzbereit.

Naturbeobachtungen

Im Gegensatz zur meist 180° gedrehten Abbildung im Teleskop ist das aufrechte und seitenrichtige Bild im Fernglas ausgezeichnet für die Tier- und Naturbeobachtung, für den Einsatz bei Sportveranstaltungen, im Theater, auf der Jagd oder beim Wassersport geeignet.

Zahlenspiele

Betrachtet man ein Fernglas genauer, findet man z. B. auf dem Prismengehäuse eine Angabe zur Vergrößerung und zum Objektivdurchmesser, z. B. 10×50. Die 10 steht in diesem Fall für eine 10-fache Vergrößerung und die 50 für den Durchmesser der Objektivlinsen von 50mm. Ferngläser sind in unterschiedlichen Öffnungen erhältlich: Kleinste Modelle mit 21mm Öffnung bis hin zu Giganten, deren Frontobjektive 150mm Durchmesser besitzen.

Für den Einstieg in die Himmelsbeobachtung sind allerdings 42mm bis 50mm Öffnung ausreichend. Diese Gläser bieten genug Lichtsammelvermögen und sind vom Gewicht her gut zu halten. Sie bieten in der Regel eine 7- bis 10-fache Vergrößerung. Oftmals ist auf dem Gehäuse noch ein weiteres Zahlenpaar zu finden, z. B die Kennzeichnung 114/1000. Die Zahlenkombination gibt den Bereich an, der im Fernglas überschaubar ist; hier ein Feld von 114m "Breite" in 1000m Entfernung. Möchte man zusätzlich den ungefähren Bereich in Grad errechnen, der mit dem Fernglas am Himmel überschaubar ist, teilt man das Gesichtsfeld auf 1000m durch den Faktor 17,5 – z. B. 114m geteilt durch 17,5 ist ungefähr 6,5°. Auf vielen modernen Gläsern ist dieses sog. wahre Gesichtsfeld ebenfalls angegeben.

Besonders komfortabel ist das entspannte Beobachten im Liegen. Thomas Stelzmann Besonders komfortabel ist das entspannte Beobachten im Liegen. Thomas Stelzmann

7- oder 10-fach?

Typische Angaben der Kenngrößen
auf dem Prismengehäuse. Typische Angaben der Kenngrößen auf dem Prismengehäuse.

Ein Fernglas mit 7-facher Vergrößerung kann von den meisten Menschen ruhig gehalten werden, sodass die Abbildung im Fernglas weitgehend zitterfrei ist. Bei einer Vergrößerung von 10-fach kann dies schon deutlich schwieriger sein und für manche Beobachter ein Stativ erforderlich machen. Das Fernglas mit 7-facher Vergrößerung und 50mm Objektivdurchmesser zeigt gegenüber dem Glas mit 10-facher Vergrößerung ein helleres Bild, das aber nur bei wirklich dunklem Landhimmel sinnvoll einsetzbar ist. Sollte der Beobachtungsplatz in der Stadt oder Stadtnähe liegen und kann das Glas ohne Stativ gehandhabt werden, ist das Fernglas mit 10-facher Vergrößerung bei gleich großer Öffnung die bessere Wahl, da der Himmelshintergrund dunkler erscheint.

Autor: Lambert Spix / Lizenz: Oculum-Verlag GmbH